Schleusen
Wasserwandern erfordert Schleusungen
Wasserwandern auf dem Main ist ausgesprochen reizvoll, aber es muss alle 10 bis 15 Kilometer eine Schleuse passiert werden. Schleusen ist nicht schwer und bereitet auch keinen Stress.
Vorbereitung
Zur Vorbereitung müssen Leinen an Deck belegt und der Bootshaken bereitgelegt werden. Auch müssen die Bordwände mit Fendern (Schutzkissen) geschützt werden.
Normale Fender können in eine Vertiefung der Schleusenmauer rutschen; dann halten sie den Rumpf nicht mehr von der Mauer ab. Wer regelmäßig schleust, sollte zwei große Kugelfender und zwei Leinen von etwa 25 m Länge an Bord haben.
Optimal wäre dazu noch eine weitere Leine von etwa 40 m Länge (die auch als Schleppleine dienen kann). Autoreifen als Fender sind verboten, weil sie versinken und die ganze Schleuse lahmlegen können.
Statten Sie die Crew mit Arbeitshandschuhen aus und schärfen Sie allen ein, niemals einen Fuß oder eine Hand zwischen zwei Boote oder zwischen ein Boot und eine Mauer zu halten. Dafür sind Fender da.
Vorsicht mit den Leinen
Wenn eine Leine ins Wasser fällt und in die drehende Schraube oder Welle gerät, dann ist das Boot manövrierunfähig. Einem Menschen, der die Leine dabei in der Hand hält, wird die Leine schlagartig aus der Hand gerissen. Nicht auszudenken, wenn die Leine in einer solchen Situation nicht in der Hand gehalten, sondern um die Hand gewickelt wäre. Niemals wickelt man an Bord eine Leine um eine Hand!
Sportbootschleuse oder große Schleuse
Häufig stehen zwei Schleusen zur Auswahl, eine Schleuse für Sportboote und eine Schleuse für große Schiffe. Sportboote müssen nicht die Sportbootschleuse benutzen; sie können auch in den großen Schleusen geschleust werden, aber erst nach den großen Schiffen. Entscheiden Sie sich, welche Schleuse Sie nehmen wollen.
Sportbootschleusen
Sportbootschleusen sind eng, manchmal dreckig und sie müssen selbst bedient werden. Meist befinden sich vor und hinter der Schleuse kleine Anlegestege, wo aus- und eingestiegen werden kann, um den Schleusenautomaten zu bedienen. Sonst muss beim Aufwärtsschleusen in der Schleuse an der Leiter aufgestoppt werden und eine schwindelfreie Person, die den Schleusenautomat bedienen soll, klettert die in die Schleusenmauer eingelassene Leiter hoch. Oben angekommen muss nur genau das getan werden, was auf dem Schild steht. Beim Abwärtsschleusen muss die Leiter hinabgeklettert werden, wenn der Schleusengang beendet ist – sofern kein Anlegesteg vorhanden sein sollte.
Leinen an den Wasserstand anpassen
Während der Schleusung muss das Boot in der Schleuse festgemacht und die Leinen an den sinkenden oder steigenden Wasserstand angepasst werden. Ein kleineres Boot lässt sich beim Abwärtsschleusen zwar auch mit einem Bootshaken an einer Stange festhalten; man legt aber besser eine Leine um die Stange. Die Stange ist oftmals neben der Treppe in die Schleusenmauer eingelassen. Daran kann die Leine mit dem Boot nach oben oder unten rutschen; sie muss nicht mehr an den veränderten Wasserstand angepasst werden. Dazu reicht eine Person an Bord aus. Mehr dazu unten.
Schleusung mit der Berufsschifffahrt
Es besteht wie gesagt keine Pflicht zur Nutzung der Sportbootschleusen. Wer dies nicht mag, kann auch zusammen mit der Berufsschifffahrt geschleust werden. Doch hier muss man warten, bis die Einfahrt für Sportboote freigegeben ist; die großen Schiffe laufen zuerst in die Schleuse ein. Sportboote kommen an die Reihe, wenn noch Platz in der Schleuse ist und sich kein großes Schiff angemeldet hat. Die Wartezeit lässt sich deutlich verkürzen, wenn man sich etwa 15 Minuten, bevor die Schleuse erreicht wird, per Funk bei der Schleuse anmeldet.
Anmeldung zur Schleusung
Jedes große Schiff meldet sich per UKW-Sprechfunk bei der Schleuse an. Das können Sie mithören, wenn Sie den Arbeitskanal der Schleuse einschalten. Der Arbeitskanal wird vor der Schleuse auf einem Schild angegeben oder man entnimmt ihn den Unterlagen an Bord.
Um sich selbst anzumelden, stellen Sie das Funkgerät auf den Arbeitskanal ein; dann eine Weile nur hören, bis feststeht, dass kein anderer Funkverkehr läuft. Schließlich die Sendetaste drücken und ruhig sprechen (Beispiel): "Griesheim Schleuse, hier ist Motoryacht Monika, bitte kommen." Sendetaste los lassen; nachdem sich die Schleuse gemeldet hat, Sendetaste wieder drücken und sprechen: "Motoryacht Monika, 12 m lang, 4 m breit, zu Berg fahrend, wir erreichen die Schleuse in 15 Minuten." Die Schleuse teilt in ihrer Antwort mit, wann geschleust werden kann und hinter welchem Schiff in die Schleuse eingelaufen werden soll. Wenn die Schleuse nicht sofort antwortet, frühestens nach 5 Minuten wieder anrufen.
Es kann auch telefoniert oder über eine Gegensprechanlage an der Schleuse geprochen werden; stets ist der gleiche Inhalt mitzuteilen – zu Berg oder zu Tal, Bootsname, Länge, Breite und wann geschleust werden soll. Übrigens, es ist gesetzlich festgelegt, dass Sportboote, die sich nicht per UKW-Sprechfunk anmelden, immer zuletzt geschleust werden, egal wie lange sie schon warten.
Einlaufen in die Schleuse
Niemand fährt mit voller Fahrt in eine Schleuse, aber auch nicht im Schneckentempo. Denn je langsamer ein Boot läuft, desto schlechter reagiert es auf das Ruder. Beobachten Sie beim Einlaufen genau das Wasser in der Schleuse – liegt es still oder strömt es, weil der Propeller eines Schiffes dreht oder weil Wasser in die Schleuse einströmt? Halten Sie Abstand zum Schiff vor Ihnen, um nicht durch dessen Schraubenwasser behindert zu werden. Wenn Sie Ihr Boot in der Schleuse mithilfe von Leinen und nicht mit der Maschine aufstoppen wollen, so müssen Sie es an der Achterleine festhalten; an der Vorleine festgehalten kann Ihr Boot in der Schleuse querschlagen.
Achtung Drempel
Die gelben Farbmarkierungen an der Schleusenmauer kennzeichnen den schleusbaren Bereich. Das Boot muss immer zwischen den gelben Linien liegen und darf nicht darüber hinausragen. Sonst kann es beim Abwärtsschleusen auf dem Drempel aufsitzen oder beim Aufwärtsschleusen unter die Fangvorrichtung am Obertor geraten.
Festmachen in der Schleuse
In einer großen Schleuse muss das Boot besonders gut festgemacht werden – mit zwei Leinen, eine nach vorne und eine nach hinten. Wichtig: Die Leinen müssen ständig an den Wasserstand angepasst werden, weil es ja aufwärts oder abwärts geht. Dazu belegt man jede Leine auf einer Klampe an Bord; dann wird die Leine um einen Schleusenhaken oder Poller gelegt und wieder zurück an Bord geführt. Die Leine sollte jedoch nicht direkt in der Hand gehalten werden; sie sollte vielmehr zuerst noch einmal um die Klampe gelegt und erst dann in der Hand gehalten werden. So kann selbst eine schwache Person die Leine unter großer Last halten.
Viele Schleusen sind mit Schwimmpollern ausgestattet. Schwimmpoller sind hohle, wasserdicht verschweisste Stahlrohre, die in einer Nische in der Schleusenmauer mit dem Wasserstand an Rollen aufwärts und abwärts gleiten. Auf die Stahlrohre sind Poller geschweisst, um die die Festmacher gelegt werden können. Weil die Schwimmpoller mit dem Wasserstand auf- und absteigen, müssen die Festmacher nicht nachgeführt werden. Aber manchmal verhaken sich die Schwimmpoller und passen sich ruckartig an den Wasserstand an. Deshalb müssen die Festmacher immer etwas Lose (Spiel) haben.
Turbulenzen in der Schleuse
Beim Aufwärtsschleusen strömt das Oberwasser in die Kammer ein und vorne am Obertor entstehen erhebliche Turbulenzen. Dann liegt man hinten am Untertor ruhiger. Beim Abwärtsschleusen kann vorne am Untertor Sog entstehen; dann liegt man hinten am Obertor ruhiger. Auch wenn ein großes Schiff während des Schleusens verbotenerweise die Schraube drehen lässt, kann es turbulent werden – mit Booten, die nicht richtig festgemacht sind, wird dann nämlich "Schleusenbillard" gespielt. Daher legt man sich besser nicht dicht hinter das Heck eines großen Schiffes, sondern hält so viel Abstand wie möglich. Turbulent kann es nämlich auch werden, wenn ein großes Schiff aus der Schleuse ausläuft und beim Anfahren einen ordentlichen Propellerstrom erzeugt. Deshalb nicht zu früh die eigenen Leinen loswerfen.
Fernbediente Schleusen
In manchen Schleusen sitzt kein Schleusenwärter mehr; diese Schleusen werden von einer Fernbedienzentrale fernbedient – zum Beispiel am oberen Neckar. Kameras überwachen den Schleusenbereich, die Tore und die Schleusenkammer. Am gesamten Ablauf ändert sich nichts. Aber weil kein Schleusenwärter vor Ort ist, ist immer eine Anmeldung erforderlich. Die Gespräche, sei es über Funk, Handy oder eine Gegensprechanlage, werden automatisch in die Fernbedienzentrale übertragen.
Sonstiges
In einer großen Schleuse kann man manchmal längsseits an einem anderen Boot oder Schiff festmachen. Das ist am einfachsten, weil dann die Leinen nicht an den Wasserstand angepasst werden müssen.
Das Funkgerät bleibt während der gesamten Schleusung eingeschaltet. So kann man den Anweisungen des Schleusenmeisters folgen. In einem Notfall, etwa wenn ein Boot durch das Steigen oder Fallen des Wassers in ernste Gefahr kommt, wird die Sendetaste gedrückt und "Notfall! Schleuse stoppen!" gerufen. Der Schleusenmeister leitet dann sofort einen Notstopp ein, aber trotzdem kommt das Wasser erst etwa eine Minute später zum Stillstand.
Schleusen ist für Sportboote kostenlos und dauert, wenn die Schleuse frei ist und nicht gewartet werden muss, etwa eine halbe Stunde.